„Die Frauen kommen!“
by Bettina Figl
Adelheid Popp, Auguste Fickert und Hildegard Burjan waren Feministinnen der ersten Stunde. Doch bis heute bleiben einige ihrer Forderungen unerfüllt.
„Wäre ich doch ein Mann.“ Diesen Satz habe sie immerzu wiederholt, schreibt Adelheid Popp (geb. 1869) in ihrem Erinnerungsband „Jugend einer Arbeiterin“, der im Vorjahr im Picus Verlag neu herausgegeben wurde. Darin ist auch zu lesen, wie sich Popp, die später einen Ruf als begnadete Rednerin erlangt, als junges Mädchen gefühlt hat: „[Bei einer Versammlung] hatte [ich] nicht einmal den Mut, Beifall zu spenden. Das hielt ich für unweiblich und nur für ein Recht für Männer. Auch wurde (…) nur für Männer gesprochen. Keiner der Redner wandte sich auch an Frauen (…). Es schien alles nur Männerleid und Männerelend zu sein.“
Aber auch von Leid und Elend weiß Popp zu berichten, stammte sie doch aus ärmlichsten Verhältnissen und musste nach nur drei Jahren Schulbildung als Kind in Fabriken arbeiten. Trotz der ungünstigen Ausgangslage wird sie Österreichs erste Berufspolitikerin und setzt sich ihr Leben lang für Frauen ein, die zu jener Zeit keinen Zugang zu höherer Bildung haben; für ihre Arbeit werden sie schlechter bezahlt, weshalb sie von männlichen Kollegen als Lohndrückerinnen und Billigkonkurrenz diffamiert werden. Das Lehrerinnen-Zölibat zwingt Frauen, ihre Arbeit nach der Heirat aufzugeben.
Dieser Artikel ist am 7.3.2020 in der „Wiener Zeitung“ erschienen und hier nachzulesen.