SALON FIGL

Das ist die Homepage der Journalistin Bettina Figl

Tag: Selbsterfahrung

Das Corona-Bootcamp

Menschen, die eine Covid-Erkrankung hinter sich haben, leiden oft unter Langzeitfolgen wie Atemnot oder Erschöpfung. Ein Erfahrungsbericht zur Lungen-Reha in Wien-Oberlaa.

Eine Minute kräftig strampeln, eine Minute gemütlich radeln. Ich sitze am Ergometer, versuche durch die bodentiefe Fensterfront in die Ferne zu schauen, doch mein Unterbewussten trickst mich aus und mein Blick bleibt wieder an denselben drei Punkten hängen: Würstelstand, Kurkonditorei, und an den vielen Zahlen am Display, die mir Umdrehungen pro Minute, Watt und verbrannte Kalorien anzeigen. Immer wieder sehen Physiotherapeuten nach mir, messen meine Sauerstoffsättigung und kontrollieren meinen Puls. Nach 30 Minuten am Rad ist das Ausdauertraining geschafft und ich bin es, schweißüberströmt, auch.

Diese Reportage ist am 21.12.2020 in der Wiener Zeitung erschienen.

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Positives Testergebnis, negatives Testerlebnis

Als ich am 18. März erfahren habe, dass ich Kontakt zu einer Person hatte, die am neuartigen Coronavirus erkrankt ist, habe ich die Corona-Hotline 1450 angerufen. Eine Studentin hat meine Daten aufgenommen, mich nach meinen Symptomen gefragt: Fieber? Nein. Husten? Nein.

Corona-Test innerhalb von 48 Stunden

Stattdessen hatte ich starke Halsschmerzen und eine rinnende Nase. Ganz ehrlich: Ich habe nicht geglaubt, dass ich mit diesen Symptomen getestet werde, da in den Medien immer zu hören war, wie schwierig es ist, an einen Test zu kommen. Aber ich wollte, dass das Ärzte entscheiden, und das haben sie. Nach weniger als 48 Stunden stand ein Arzt in Schutzausrüstung in meinem Garten und hat den Rachen- und Nasenabstrich gemacht (unangenehm, aber schnell vorbei).

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Schmerz? Oder süßer Schmerz?

(c) Martina Velicky

Die heilige Stadt Rishikesh im Norden Indiens gilt als Welthauptstadt des Yoga. Bericht von einem Selbstversuch, sich in 28 Tagen zur Yogalehrerin ausbilden zu lassen. Ein junger Inder packt mich an der Schulter, presst sein Knie in meinen Rücken und dreht dessen oberen und den unteren Teil in zwei verschiedene Richtungen. Ich komme mir vor wie ein Stück nasse Wäsche, das ausgewunden wird. 15 angehende Yogalehrer harren in der Rumpfdrehung aus. Lehrer Prashanth – strahlend weiße Zähne, Ansatz eines Schnauzers und goldener Ring im Ohr – zählt in melodischem Singsang: „Eiiight, niiine, teeen“; das sind keine Sekunden, sondern Yogi-Atemzüge, also halbe Ewigkeiten. Wir sitzen am Boden, die Beine überkreuz, und während sich meine Gesichtszüge immer mehr verkrampfen, fixiert mich Prashanth mit seinem breiten Eddie-Murphie-Lächeln und fragt: „Schmerz? Oder süßer Schmerz?“

Diese Reportage ist am 25.4.2015 im „Extra“ in der „Wiener Zeitung“ erschienen.

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Tanz den Suizid

(c) Janine Schranz

(c) Janine Schranz

Tanzunterricht bei Ko Murobushi, einem der großen Meister der japanischen Tanzform Butoh. Ein Selbstversuch. Ko Murobushi klatscht in die Hände und ich kippe, einen Todesschrei ausstoßend, steif wie ein Brett nach vorne. Meine Handflächen schnalzen auf den harten Boden und ich lande in der Liegestützposition. Wer hätte gedacht, dass ich mich bei meinem Freitod so lebendig fühle. Ob der Suizid „schön und grotesk“ anzusehen war, wie es der Butoh-Meister angeordnet hatte, weiß ich nicht, und es bleibt auch keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen: „Look from your grave“, sagt Murobushi in japanisch gefärbtem Englisch. Mein Blick trifft den einer Kursteilnehmerin ein Grab weiter. Mehr Fotos von den ImPulsTanz-Workshops 2014 (c) Janine Schranz.

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Der Mythos vom ewigen Eis

Ein Selbstversuch: das erste Mal auf Skiern nach 15 Jahren – ein früher Start in die Skisaison.

Der Helm und die Skischuhe sitzen; die Skistöcke in der einen, die zusammengesteckten Skier in der anderen Hand: Steigt man in voller Skimontur aus der Gondel und die Treppen herab, erinnern die starren Bewegungen ein wenig an jene des Spielzeugroboters „Transformer“ – doch im Unterschied dazu lässt sich der gewöhnliche Skifahrern nicht mit wenigen Handgriffen in ein Auto, Flugzeug oder eine Kampfstation umwandeln.

Dieser Artikel ist am 23.11.2012 im „Wiener Journal“ erschienen und im Original hier zu lesen.

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