„Ich bin kein Opfer, ich bin Frau“
Sucht man Frauen-Rap mit Anspruch, wird man fündig – auch in Österreich
Let’s talk about sex, baby / Let’s talk about you and me / Let’s talk about all the good things and the bad things that may be: Das soll ein emanzipatorischer Schlachtruf sein? Ja, denn die Rap-Pionierinnen Salt’n’Pepa taten mit ihrer Hitsingle Anfang der 1990er Jahre etwas, das heute für rappende Frauen, so sie erfolgreich sein wollen, ein No-Go ist: Sie führten Geschlechterstereotype ad absurdum, anstatt diese einzuzementieren. Gibt man heute „Nicki Minaj“, den Namen einer der erfolgreichsten Rapperinnen, in Google ein, spuckt die Suchmaschine Folgendes aus: „Nicki gelingt es, angezogen und gleichzeitig halbnackt zu sein. Für ein Shooting schlüpfte sie in ein hautenges schwarzes Kleid (…) ihr gekonnter Griff zu den Brüsten wollte wohl weniger verdecken als vielmehr betonen, ganz nach dem Motto: ‚Seht her, was ich habe!‘“
Im Underground zeigen Rapperinnen nicht nackte Haut, sondern ihr Können
Zwar war Rap mit Anspruch an den Intellekt – in der Szene spricht man vom Conscious Rap – stets nur eine Nische, auch MC Lyte („Cold Rock A Party“) und Salt’n’Pepa („Push It“, „Let’s Talk About Sex“), die „Battle Queen“ Roxanne Shanté oder später Missy Elliot waren nicht um Partyansagen und schlüpfrige Lyrics verlegen. Sie erreichten das Publikum mit ihrer Musik, ohne ihren Sexappeal zu negieren – aber ob sie in übergroßen Kapuzenpullis oder in Hot Pants auftraten, spielte keine wesentliche Rolle. Sozialkritische Texte waren eher die Regel als die Ausnahme, bei Queen Latifah, die 1994 in „Unity“ häusliche Gewalt anprangerte, klingt das so: I don’t want my kids to see me getting beat down / By daddy smacking mommy all around / You say I’m nothing without ya, but I’m nothing with ya / A man don’t really love you if he hits ya (sic!).